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Wir haben erst richtig angefangen, unsere Hunde jagdlich auszubilden, als Elsa 15 Monate alt war, bzw. als unsere kleine Afrikanerin Wilma ins Haus kam. Sie war circa 12 Wochen alt, als wir die erste Futterschleppe gelegt haben. Man beginnt zuerst mit Futterschleppen und erst später mit Schweiß.
Es ist aber vorab wichtig zu wissen, daß auch diese Art der Ausbildung, also Fährten oder Futterschleppen legen, bereits als Jagdausübung im weiteren Sinne gilt. Wenn man also kein privates Grundstück zur Verfügung hat, sollte man den Jagdpächter um Erlaubnis bitten, um Schwierigkeiten zu vermeiden.
Bei der Futterschleppe nimmt man z.B ein Stück grünen Pansen, Rinderlunge, oder irgendetwas anderes (später dann einen Hasen und andere Tiere), bindet die Schleppe an einen Faden und zieht sie an dem Faden ca 20 m in eine Richtung. Später kann man auch Haken schlagen. Am Ende der Fährte liegt das geschleppte Stück als Belohnung, bzw. der Hase und eine Belohnung für den Hund. Das heißt, wenn Sie einen Hasen schleppen, soll der Hund ihn nicht fressen, sondern nur die Belohnung:). Am besten ist es, wenn ein anderer die Fährte legt. Der Fährtenleger versteckt sich in einiger Entfernung von dem Hasen und legt vor sein Versteck ein zweiten Hasen (oder was auch immer er ausgelegt hat: man braucht immer zwei gleiche Stücke). Wenn der Hund gar nicht wirklich der Wildfährte, sondern der Spur des Fährtenlegers gefolgt ist, wird er den Hasen links liegen lassen und dem Fährtenleger zu seinem Versteck folgen. Dort wird er dann durch das zweite Stück Wild belohnt, denn er hat ja nichts falsch gemacht: man muß es halt nur wissen, wonach er gesucht hat. Beginnen Sie früh, Ihren Hund auf der Fährte zu beobachten. Wenn Sie wissen, wo die Fährte verläuft, wissen Sie auch, ob Ihr Hund gerade auf der Fährte ist oder nicht. Wie verhält er sich, wenn er die Fährte verloren hat? Was tut er, wenn er der Fährte genau folgt? Lernen Sie Ihren Hund genau kennen! Wenn später, in einer Prüfung oder bei einer richtigen Fährtensuche, auch Sie nicht wissen, wo die Fährte verläuft, wird Ihne diese Kenntnis vom Verhalten Ihres Hundes nützlich sein.
Die Schweißfährten haben wir mit mit Rinderblut gelegt. Für eine Schweißfährte braucht man Blut, z.B. Rinderblut, das mit einer Spritze oder Spritzflasche getropft wird. Man kann die Fährte auch mit einem kleinen Schwämmchen, das an einem Stock befestigt ist, tupfen. Das ist zwar weniger realitätsnah, für den Hund aber einfacher, weil keine Tropfen weiter oben, etwa an Grashalmen, hängen bleiben, und weil kleine Boden- und Gras-Verletzungen entstehen.Auch ist der Hund so gezwungen, die Nase stets dicht am Boden zu halten. Bei Prüfungen wird die Fährte allerdings getropft. Die Schweißfährte legt man anfangs vielleicht etwa 20 Meter lang und schnurgerade. Später dann wird sie länger, und wenn der Hund schon weiß, worauf es ankommt, kann man auch mal eine Kurve, später Haken, einbauen. Man sollte den Anfang (das Wundbett) mit einem Zweig markieren, damit man selbst die Schweißfährte auch wiederfindet. Das entspricht der Stelle, an der das Wild getroffen worden ist. Zu Beginn der Schweißfährte tropft man etwas mehr Blut und legt einen Zweig auf diese Stelle, die Spitze zeigt in Richtung des Fährtenverlaufs. An das Ende der Schweißfährte muß eine Belohnung. Diese wickelt man möglichst in etwas ein, das nach der Tierart riecht, deren Blut man verspritzt hat (also z.B. ein Stück Rinderdecke). Am besten funktioniert es zur Fressenszeit, also wenn der Hund Hunger hat. Am Anfang läßt man die Schweißfährte nicht so lange stehen, später wartet man 3-4 Stunden, bevor man den Hund auf sie führt. Wichtig ist das damit verbundene Ritual: der Hund muß sich ablegen, während man selbst sehr interessiert die "Anschußstelle" untersucht, um das Interesse des Hundes zu wecken. Seien Sie ruhig und konzentriert und versuchen Sie, diese Ruhe auf Ihren Hund zu übertragen. Schweißarbeit ist für den Hund sehr anstrengend. Dann bekommt er seine Schweißhalsung angelegt, die er nur bei der Schweißarbeit trägt. Auf diese Weise weiß er, was jetzt kommt. An der Schweißhalsung wird eine Schweißleine befestigt (Länge mind. 6 m). Dann führt man den Hund mit den Worten "Such verwundt" auf die Spur, lobt ihn, wenn er darauf bleibt und führt ihn wieder auf die Fährte zurück, wenn er sich nicht mehr dafür interessiert oder sie verloren hat. Das Wichtigste ist: Man muß alles, was man tut, dem Hund richtig schmackhaft machen. Seien Sie ruhig und konzentriert und versuchen Sie, diese Ruhe auf Ihren Hund zu übertragen. Schweißarbeit ist für den Hund sehr anstrengend.
Wichtig ist, das Interesse des Hundes zu wecken. Da die RR im allgemeinen sehr gefräßig sind, geht das ganz gut, wenn der Erfolg in etwas Eßbarem besteht. Wir machen das im Abstand von ein oder zwei Wochen, damit es dem Hund nicht langweilig wird.
Jetzt kommen wir zum Apport. Wir haben damit angefangen, apportieren zu üben. Das beginnt mit einem "Sitz", dann das Wort "Apport", während die Hand das Ledersäckchen oder Apportl ins Maul schiebt. Der Hund muß lernen, es festzuhalten und auf Kommando fallenzulassen. Schwierig, schwierig! Es empfiehlt sich ein Tabaksbeutel oder eine alte Socke, gefüllt mit etwas stinkig-leckerem (alter Käse, Wurst, Fleisch, Leckerlis oder so). Mit unserem Hasen aus der Tiefkühltruhe klappt das ganz gut. Erst die Futterschleppe mit dem Hasen, am Ende liegt der Hase und ein Stück Wurst, dann nimmt man den Hasen und hält ihn ihr hin, mit dem Wort "Apport". Das funktioniert jedenfalls bei unserer kleinen Hündin, ob es bei Ihrem funktioniert, müssen Sie selbst versuchen. Es gibt keine allgemeingültigen Regeln dafür. Das Wichtigste ist: Motivation, Spaß, Interesse wecken. Der RR ist relativ stur und tut nicht gern dasselbe fünfmal. Er muß kapieren, warum er das tut. Es funktioniert nie mit Gewalt. Ein bißchen Zwang darf sein, denn er soll ja etwas tun, aber nicht an der falschen Stelle oder zuviel. Jeder Hund, jeder RR ist unterschiedlich, Sie müssen kreativ werden, sensibel für Ihren Hund sein. Es ist nicht schlimm, einmal einen Fehler zu machen. Sondern immer wieder die gleichen Fehler zu machen, ist schlimm.
Der Hetztrieb ist ein großes Problem. Sie müssen immer wachsam sein und Ihren Hund beobachten. Wenn er anfängt, sich zu sehr für Spuren zu interessieren, ist es sicher besser, ihn anzuleinen, und ihn nur dort laufen zu lassen, wo wenig Wild ist. Das werden Sie merken, wenn Sie Ihren Hund beobachten. Im Wald leinen wir unsere Hunde grundsätzlich an, da die Gefahr, daß der Hund auf Wild trifft, größer ist als im freien Feld. Der Jagdtrieb hat sich bei Elsa erst so richtig mit 15 Monaten ausgebildet, deshalb sind wir überhaupt auf die Idee gekommen, sie auszubilden, um sie besser kontrollieren zu können. Erst hat sie eine Anzahl Rebhühner durch Stöbern aufgescheucht. Und stand danach vor Erregung zitternd neben uns. Ein weiteres Mal ist ein Hase hochgegangen und sie war etwa 10 Minuten weg. Sie kam keuchend und völlig ausgepumpt wieder. Viele Jäger verstehen da gar keinen Spaß, und ich würde die Hand nicht für jeden ins Feuer legen, daß er nicht auf einen wildernden Hund schießt. Deshalb stellen Sie sich bei Ihrem ortsansässigen Jagdpächter vor, denn er erschießt sicher weniger schnell einen Hund, den er kennt, und er kann Ihnen Tipps geben, wo Sie Ihren Hund laufen lassen können und wo lieber nicht. Viele Leute sind auch gräßlich zu Jägern und stellen sich auf stur, Ihr Jagdpächter wird daher dankbar sein für jemanden, der mitdenkt und Verantwortungsgefühl zeigt. Fragen Sie ihn, wo Sie Ihren Jagdhund laufen lassen können. Vielleicht sagt er Ihnen, auch wo sich weniger Wild befindet. Mit den meisten Leuten kann man reden. Ein erlegtes Wildschwein kostet übrigens denjenigen Jäger, der es schießt um die 400 DM, also können Sie sich vorstellen, daß er nicht darauf aus ist, daß Ihr Hund eins erlegt:)) Auch Rehe oder anderes gerissenes Wild kostet ziemlich viel Geld. Wenn Sie selbst einen Jagdschein erwerben, werden Sie von Jägern sicher toleranter behandelt, ebenso Ihr Hund. Ernstgenommen wird man mit so einer exotischen Hunderasse nur dann, wenn man seinen Jagdhund auch jagdlich führt. Wir selbst wollen nächstes Jahr den Jagdschein machen:)). Sie können auch nur als Jäger den Hund auf einer vom JGHV zugelassenen Prüfung vorstellen. Es empfiehlt sich, Kontakte zu knüpfen zu Jägern, beispielsweise um an erlegte Beute zu kommen, wie Hasen, Rebhühner, Fasanen, Enten usw. In unserer Tiefkühltruhe liegen einige davon. Werden sie cool: das legt man eben in den unteren Teil. An dem Tag, an dem Sie Futterschleppe machen wollen, tauen Sie einen Hasen oder etwas anderes auf, um dann abends die Schleppe zu legen. Beginnen Sie nicht mit Federwild: es ist für den Hund schwieriger mit Federn im Maul! Man kann auch mit einem älteren Hund etwas in dieser Richtung machen, er wird aber sicher schwieriger auszubilden sein. Besser ist es, möglichst als Welpe anzufangen, um den Hund auf die Nasenarbeit zu prägen. Elsa macht alles, was auch Wilma macht, aber mit deutlich geringerem Interesse . Trotzdem tun wir es, und ich denke, es lohnt sich auch bei ihr.
Ein weiteres großes Thema ist der Gehorsam: Üben Sie mit Ihrem Hund täglich. Wenn Sie mal bummeln gehen, lassen Sie ihn ablegen. Die coolsten Hunde sind übrigens die Hunde der Obdachlosen, je mehr Ihr Hund kennenlernt, desto intelligenter und sicherer wird er werden.
Mit der Wasserarbeit haben wir im Spätsommer begonnen. Nach langer Suche haben wir einen Baggersee gefunden, bei dem es niemanden stört, wenn der Hund ins Wasser geht. Wir haben unsere Badesachen eingepackt und sind mit den Hunden schwimmen gegangen. Mit mehr (Elsa) oder weniger (Wilma) Unterstützung durch sanften Zug an der langen Leine haben wir dann die Hunde dazu gebracht, uns ins Wasser zu folgen.
Elsa schwimmt routiniert und ruhig, als hätte sie nie etwas anderes gemacht - nur tut sie es halt nicht so gerne. Sie ist ja schließlich kein Fisch, oder?
Wilma dagegen folgte uns ins Wasser, das ihr erst bis zu den Füßen reichte, dann bis zum Bauch, dann bis zum Hals, dann bis etwa 30 cm über dem Kopf.... Über dem Kopf??? Über dem Kopf!! Sie stand auf dem Boden des Sees und starrte uns durch das Wasser hindurch mit großen Augen an. Sie wußte offenbar nicht, was jetzt zu tun sei. Dann merkte sie wohl, daß sie keine Luft mehr bekam, aber sie begann immer noch nicht mit selbständigen Schwimmbewegungen. Wir dachten schon, wie müssen sie an die Oberfläche holen, als sie - nach mehreren Sekunden unter Wasser - anfing zu strampeln. Das brachte sie nach oben, zurück an die Luft, und das blieb zunächst auch ihre Schwimmtechnik! Strampeln, fast senkrecht im Wasser, den Kopf möglichst hoch über dem Wasser.
Bei jedem folgenden Badegang verbesserte sich ihre Technik zusehends - nach drei bis vier Tagen schwamm sie so ruhig und sicher wie Elsa. Und sie ging ohne Leine ins Wasser, ja sogar ohne daß einer von uns im Wasser war! Sie apportierte sogar aus dem Wasser. Geblieben ist dagegen der Riesensprung, mit dem sie die ersten zwei Meter Wasser jeweils überbrückt: was sie im Flug durch einen beherzten Sprung schafft, braucht sie schließlich nicht zu schwimmen... :o)
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